USA // utah - red dead redemtion in grand junction
















die zukunft ist ungewiß und preßt sich ganz allmählich durch das nadelöhr der gegenwart. sie braucht da eine weile für, tage, wochen, monate, erdzeitalter. die schauen wir uns gerade an, sie liegen hier am wegesrand, in jahrmillionen aufgeschichtete berge und gesteinsschichten. macht sich ganz hübsch, die amis haben offensichtlich ganz hervorragende landschaftsgestalter. bei uns würde man für sowas gar keine baugenehmigung kriegen, wegen all der lose herumliegenden gesteinsbrocken und den tiefen schluchten, da macht der tüv nicht mit.

gerade als wir es völlig aufgegeben hatten, als das land wirklich nicht mehr platter werden konnte und die vorherrschaft des mais als wichtigste lebensform wirklich nicht mehr angezweifelt werden konnte, hat es uns endlich in den wilden westen gespült. von unserem nachtlager in grand island führte unser weg nach denver und von dort aus quer durch die rocky mountains. als sich vor denver die ersten blauen bergschatten am horizont zeigten, da sah das fast aus, wie ein schlechter trick. potemkinsche berge und so, vermutlich billig auf pappe gesprüht. nach soviel platter ebene kann man sein glück kaum fassen, wenn die karre die erste steigung hochackert. so weit man durch die great plains eiert, so urplötzlich steht man mitten im gebirge, da treffen sich extreme. und es ist eine herausforderung: die steigungen auf dem highway sind zum teil enorm, in engen kurven wendet sich die piste durch die schluchten. auf der rechten spur verrecken mit schöner regelmäßigkeit die riesigen trucks am hang nach oben, die maschinen leisten zwar utopische ps-zahlen, aber es fehlt ein wenig an schwung, um den berg raufzukommen, außerdem hängt man hier zulande soviel fracht an die zugmaschinen, die sowieso schon viel breiter, länger und schwerer sind, da würde der sportverein grün-weiß mit atemnot aus der jacke springen, und so qualmt die kupplung kläglich und gibt dann kurz vor der kuppe den geist auf. hat man die standleichen bergauf alle glücklich umkurvt, schieben sie einen bergab den hang runter, im gefälle versagen so einige heißgelaufenen bremsen kläglich, da hilft nur ein notankern im tiefen kiesbett der runaway ramps. die finde ich ganz beachtlich, ein simples system mit ausgefeilter wirkung oder auch umgekehrt. auf jeden fall ist man sich hier nicht zu blöde, die leidgeprüften trucker mit fiesen schildern zu foppen, "es ist noch nicht vorbei" steht da zum beispiel angeschlagen, wenn der weg hinter der kurve weiter bergauf geht, oder auch "bremsen-ausfall? steigung voraus!"



trotzdem bietet sich in jedem tal auf neue ein grandioser ausblick, der aber auch so gar nix mit mais zutun hat, man genießt die bergigkeit und das sagenhaft unflache, da wird jeder hügel einzeln verkostet. das nächste schlaflager schlugen wir in grand junction auf, wie immer hat man sich hierzulande mit den ortsnamen ganz ungeheurlich fantasievoll, so es keine städte mehr aus dem alten europa gibt, die man hier nochmal aufgeschlagen könnte, läuft das recht pragmatisch. grand junction hat wie soviele andere orte den charme und den sexappeal einer schlecht geratenen mischung aus gewerbegebiet und etwas zu groß geratener kleinstadt, aber die leute sind ganz unverschämt nett und was es so anders macht, das sind eben diese riesigen berge im hintergrund, da gibts nix rumzukritteln. ansonsten bemüht man sich hier um den nimbus des wilden westen, allerorten gibt es cowboy-boots und hüte zu kaufen. die modernen indianer halten ihren kriegsrat sodann auf der tanke ab, befüllen die stählernen rösser und blasen zur jagd auf räudige kojoten, die allesamt harley fahren - ich dachte ehrlich, das wir davon mehr sehen, aber vermutlich ist die gegend noch nicht ganz richtig, die 66 ist weiter unten. was man hier so motorrad nennt, geht freilich als halbes wohnklo durch, aufgetakelt mit vollverkleidung, getränkedosenhalter und big mama aufem rücksitz dürfte das in etwas so gut zu wenden sein, wie ein raddampfer.





so plötzlich wie wir in die rockies reingepurzelt sind, so plötzlich hats uns auch wieder ausgespuckt. weil wir aber auch nach norden abgebogen sind, ziehen sie sich als treues band im hintergrund entlang, und doch vollzog die landschaft wiederum einen krassen wandel. wir ritten durch utah, was man ohne viele worte als unwirtlich bezeichnen darf. da wächst nix und da ist auch nix, außer den üblich überlandleitungen. eine fixe idee schmiß uns bei cisco vom highway und wir legten eine staubwolke in die wüste, folgten dem colorado durch sein schluchtiges bett und schlugen uns zum arches national park durch, da wo die größten felsbögen der welt aus dem canyon ausgespült worden sind. da kann man schwerlich was zu sagen, das muß man einfach gesehen haben.


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