USA // arizona - der größte tagebau der welt

die zukunft ist ungewiß und macht sich einen spaß daraus. nicht ganz so ungewiß ist unser rückflug und um den wahrzunehmen, müssen wir früher oder später irgendwie wieder nach NYC gelangen. las vegas war der unbestrittenen wendepunkt des trips, bis hierher sind wir mehr als 5000km weit geritten. nachdem unsere kleine reisegruppe also frisch wiedervereint war, rissen wir am nächsten morgen die lager ab und gingen mit gemischten gefühlen wieder auf tour, von hier an nur noch richtung osten dem ende unserer reise entgegen. halbzeit, das ist immer ein guter zeitpunkt für einen kassensturz, aber wir waren immer noch ein kurzes stück vor dem großen ziel unserer reise durch die staaten, dem grand canyon.



mit dem groben ziel grand canyon village verließen wir las vegas richtung süd-westen, um am hooverdam halt zu machen, bei 40°C war der spaziergang über die dammkrone eine üble bratung. wie so oft bei technischen monumenten war der hoover damm in echt nicht ganz so beeindruckend wie die zahlen zu seiner konstruktion und seiner auslegung, aber es ist doch ein verdammt großes ding. die vier türme im stausee, durch die das wasser eingesaugt wird, je zwei auf jeder seite, zeigen die uhrzeit beider hoheitsgebiete an, durch die sommerzeit befinden sich aber arizona und nevada derzeit in der gleichen zeitzone und man muß auf den spaß der zeitverschiebung verzichten. die ästehtik des ausgehenden art deco nimmt sich für unsereins stellenweise recht schwierig, vom gefühl her mündet das für uns ganz ungebremst in die nazi-kunst.





wir machen uns also wieder auf und reisen auf der interstate genaugenommen parallel zum grand canyon. am nachmittag stellt sich heruas, das wir an diesem punkt die dimensionen etwas unterschätzt haben, am späten nachmittag erreichen wir erst die ausfahrt richtung grand canyon village und von hier aus sind es noch gut und gerne über 100 meilen bis zum ziel. zudem brauen sich wieder heftige gewitterwände zusammen, wir schlagen quartier in einem winzigen nest namens williams auf. da es aber noch früh am abend ist, schwingen wir uns kurzentschlossen wieder ins auto und fahren ins 30 meilen entfernte flagstaff, um in dem kleinen städtchen ein stilechtes abendessen zu verdrücken. auf dem weg dorthin trifft uns die volle wucht der wetterfront. flagstaff stellt sich als ein glücksfund heraus, an der route 66 lebt es zwar vom tourismus und macht daraus auch keinen hehl, aber zu unserer überraschung besteht es aus gemauerten häusern, das ist mal was anderes.



der nächste tag stand ganz unter der mission grand canyon, die desert view autoroute durch den nationalpark zieht sich in lockeren bögen am rand entlang, an vielen stellen gibt es aussichtspunkte, um den graben zu spähen. diese aussicht ist wahrlich atemberaubend. der colorado windet sich schmirgelnd als braunes süppchen irgendwo ganz tief unten in der mitte durch die riesige schlucht. wir schauen von süden ins tal und die gegenüberliegende seite ist so weit weg, das sie bläulich verblasst, da ist einfach zuviel luft dazwischen. träge ziehen greifvögel ihre kreise und beklommen lugt man über den felsenrand. ein ende ist nicht abzusehen. man kann mehrtägige touren durch den grund des tals buchen, in begleitung eines rangers, da schafft man es vielleicht quer dadurch, der länge nach - unmöglich. was haben die ersten siedler gemacht, als sie hier angekommen sind? da fällt man doch der verzweifelung anheim. was haben die indianer gemacht? man kann sich quasi überall verstecken, die hocken vielleicht noch immer da rum. als gebranntes kind aus einer region, die unter dem ständigen gebuddele der braunkohle-lobby leidet, wo es an der tagesordnung ist, das ganze dörfer zum allgmeinwohl umgesiedelt werden und allerorten tiefe krater in die landschaft gerissen werden, da dachte ich, mit löchern im boden kenne ich mich aus. aber am rande des canyons mußte ich eines anerkennen: das hier ist der größte tagebau der welt, der colorado isses gewesen und der schmirgelt da unten irgendwo munter weiter - bis in alle ewigkeit.





die indianer, das ist ein äußerst heikles thema. auf unserer reise sind wir bisher nur wenigen natives begegnet. viele stämme haben auf dem colorado plateau gesiedelt, als die weißen über sie hereinbrachen, der große amerikanische traum zur zeit der gründungsväter fußte auf der versklavung der farbigen und der enteignung der natives. sie leben heute in den reservationen und genießen dort das hoheitsrecht, müssen in ihren gebieten keine steuern zahlen und hielten lange das glücksspiel-monopol. aber gut geht es ihnen nicht. wir haben einige der reservationen durchquert, es scheint wertloses land, das wenig taugt für weidegrund und landwirtschaft, statt vereinzelter farmhäuser und ranches stehen nur verstreut ein paar marode wohnwagen mit einigen angebauten bretterverschlägen. hier in den nationalparks leben sie wohl vom tourismus, auch wenn völlig unklar bleibt, ob davon etwas bei den indianern hängen bleibt, oder ob sie nur als billige arbeitskräfte beschäftigt werden. bill tibbitts hat uns erzählt, das sie in vielen teilen des landes in der achtung der gesellschaft noch unter den farbigen und hispaniolas stehen. seltsam eigentlich, aber leider ein fest eingefahrenes meinungsbild. man wird nicht so recht schlau aus den vielen rasseneinschlägen, europäischen wurzeln, sozialen schichten, glaubensrichtungen, kulturellen unterschieden und lebensphilosophien, aber ausgerechnet die ureinwohner stehen dabei immer ganz hinten an. in europa drängelt sich all das freilich noch dichter aneinander, aber wenigstens auf der landkarte zieht man bei uns noch ein paar zarte striche, die das eine vom andern trennen, hier ist das einfach alles ein riesiges brodelndes süppchen, und die jeweilige mischung macht den charakter der gegend aus.

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