USA // rollende ginsterbüsche im death valley - die geisterstadt rhyolite
die zukunft ist ungewiß und preßt sich ganz allmählich durch das nadelöhr der gegenwart. der schmale grat des jetzt verwandelt zukünftiges in erinnerung, mal mehr mal weniger eingängig. unser trip durch die usa hat schon einige juwele an denkwürdigem hervorgebracht und läßt auch nicht erkennen, das es mit der zeit langweiliger wird. ein monat für so ein riesiges land, da bleibt kein platz zum durchatmen.
nach unserem nächtlichen trip über den las vegas boulevard brachten wir am nächsten morgen erst mal felix zum flughafen. sich mit einem mietwagen durch das verkehrs-chaos am international airport von las vegas zu fädeln, ist eine herausforderung allererster güteklasse, die mich selbst als beifahrer schwitzen ließ. nachdem sich felix nun für knappe 36h richtung san francisco abgesetzt hatte, bestand für uns aktive beschäftigungsnot und so verbaselten wir den angebrochenen tag gar nicht so unglücklich in einer mega-mall beim akut-shoppen. zurück im hotel machten wir die angenehme bekanntschaft des motel-eigenen pools, den man einfach auf den parkplatz gebombt hatte. mitbewohner nummer drei erwarteteten wir aber erst am folgenden abend spät zurück, so wurde schnell klar, das für den folgenden tag noch ein wasserdichter plan her mußte, weil die stadt am tage prinzipiell unerträglich war und ungebremstes shoppen nach einer weile empfindliche löcher in die reisekasse reißt. das internet hat schon oft geholfen und so setzte ich mir einen besuch im death valley in den kopf, weil ich die geisterstadt rhyolite sehen wollte.
wenn las vegas erst seit 100 jahren besteht, dann ist rhyolite erst 100 jahre tot, das winzige rattennest im death valley lebte ein kurzes und intensives leben im zuge des goldrauschs. als der rush endete, ging auch für rhyolite das licht sehr schnell wieder aus. man glaubt es kaum, aber von der geisterstadt ist nach einem knappen jahrhundert eigentlich so gut wie nix mehr übrig, nur ein paar zahnlose ruinen stemmen sich in den heißen wüstenwind. 400km haben wir uns den ausflug kosten lassen und der weg dahin war wahrlich langweilig, auf weiter flur gibt es einfach - nichts. rhyolite liegt knappe 200km nordwestlich von las vegas, an der grenze zwischen nevada und california. wir hatten glück mit dem wetter, in den umliegenden gebirgen tobten gewitter, in las vegas war es am morgen bewölkt gewesen und für hiesige verhältnisse außergewöhnlich kühl mit 26°C. das death valley ist für zwei dinge bekannt, es ist liegt sehr tief unter dem meeresspiegel und ist somit der tiefste punkt offenen landes auf der erde überhaupt und es ist extrem heiß mit spitzentemperaturen über 50°C. wir hatten uns die karre mit wasser vollgeschmissen und heizten guter dinge richtung westen. auf dem wege war die einzige unterbrechung eine tanke mit wohnklo-park mitten in der brache, die mit "last service before area 51" warb. dahinter die übliche enthusiasten-wagenburg, die hier jahrelang in der einöde zelten, in der hoffnung, aliens zu sehen und für seltsame sex-experimente entführt zu werden. wir fuhren bis beatty und bogen dann richtung death valley national park ab, es ging runter ins tal auf kilometerlangen schmalen pisten. wir hatten abermals glück mit dem timing und erfreuten uns touristenfreier einsamkeit. das steigert die beklemmung in einer geisterstadt doch ganz enorm.
die stadt wurde und wird vom wüstenwind dermaßen geschliffen, das außer den ehemals gemauerten gebäuden kaum noch was da ist. 1920 zog der letzte einwohner ab (der amtierende post-beamte), aber eigentich war der laden schon 10 jahre früher dicht. nicht mal ein park-ranger fristet hier straf-dienst, für eine führung muß man den wohl extra herbestellen. an sich stehen die rancher in jedem park jederzeit für fast alles zur verfügung, das hat mich etwas erstaunt. die reste stehen recht weit verstreut, weil all die hölzernen gebäude dazwischen längst verschwunden sind. noch mal hundert jahre, dann ist der rest vermutlich ebenfalls weg, übrig bleibt ein herrenloses toilettenhäuschen am sprichtwörtlichen ende der heide. immerhin sind die ruinen eingezäunt, das ist vielleicht nicht besonders hübsch, aber rettet sie wenigstens vor dem touristen-raubbau. ein belgischer künstler treibt hier sein umwesen und hat am rand der geisterstadt irgendwelche komplett albernen stillleben aufgebaut, den haben wir ausgelassen, das war uns dann doch zu doof. aber das flaschenhaus haben wir uns angesehen, ein etwas geistvollerer vorgänger vom belgier hat aus all den weggeworfenen bierflaschen des saloons ein ganzes haus gemauert und davor aus kaputten fliesen einen gaudi-vorgarten gebastelt, der als modell die typische mainstreet einer wild wild west mini-stadt nachbildet.
als wir dem schauplatz schon den rücken kehren wollten, kamen wir an einem schild vorbei, das den örtlichen friedhof auswies. ein friedhof in einer geisterstadt mitten im dead valley? es gibt interessante dinge, es gibt versuchungen und es gibt dinge, die man einfach nicht lassen kann, außerdem sind wir touristen, wir müssen das tun. dieser entschluß brachte mir - endlich - den ersehnten rollenden ginsterbusch vor die linse. das war stil-echt. der weg zum friedhof zweigte kurz darauf von der straße ab, als kilometerlange, schnurgerade schotterpiste. der ort läd jetzt nicht unbedingt zu einer reifenpanne ein, aber im losen kiesbett kann man auch eines ganz bestimmt nicht: einen truck wenden, allrad hin und her, es geht einfach nicht.
der friedhof erwies sich nicht nur als beklemmender ort in unendlicher hitze und stille, er barg auch eine überraschung: er wird noch benutzt. neben den verfallenen und unkenntlichen gräbern sind einige in den 60ern bis 80ern datiert. außerdem liegt ein penny auf jedem grab, das besucht wird. vielleicht lassen sich hier die leute beerdigen, die in jungen jahren in rhyolite gelebt haben, aufstieg und niedergang einer goldgräberstadt miterlebten, fortzogen und sich hier zu grabe tragen ließen?
wer weiß.
nach unserem nächtlichen trip über den las vegas boulevard brachten wir am nächsten morgen erst mal felix zum flughafen. sich mit einem mietwagen durch das verkehrs-chaos am international airport von las vegas zu fädeln, ist eine herausforderung allererster güteklasse, die mich selbst als beifahrer schwitzen ließ. nachdem sich felix nun für knappe 36h richtung san francisco abgesetzt hatte, bestand für uns aktive beschäftigungsnot und so verbaselten wir den angebrochenen tag gar nicht so unglücklich in einer mega-mall beim akut-shoppen. zurück im hotel machten wir die angenehme bekanntschaft des motel-eigenen pools, den man einfach auf den parkplatz gebombt hatte. mitbewohner nummer drei erwarteteten wir aber erst am folgenden abend spät zurück, so wurde schnell klar, das für den folgenden tag noch ein wasserdichter plan her mußte, weil die stadt am tage prinzipiell unerträglich war und ungebremstes shoppen nach einer weile empfindliche löcher in die reisekasse reißt. das internet hat schon oft geholfen und so setzte ich mir einen besuch im death valley in den kopf, weil ich die geisterstadt rhyolite sehen wollte.
wenn las vegas erst seit 100 jahren besteht, dann ist rhyolite erst 100 jahre tot, das winzige rattennest im death valley lebte ein kurzes und intensives leben im zuge des goldrauschs. als der rush endete, ging auch für rhyolite das licht sehr schnell wieder aus. man glaubt es kaum, aber von der geisterstadt ist nach einem knappen jahrhundert eigentlich so gut wie nix mehr übrig, nur ein paar zahnlose ruinen stemmen sich in den heißen wüstenwind. 400km haben wir uns den ausflug kosten lassen und der weg dahin war wahrlich langweilig, auf weiter flur gibt es einfach - nichts. rhyolite liegt knappe 200km nordwestlich von las vegas, an der grenze zwischen nevada und california. wir hatten glück mit dem wetter, in den umliegenden gebirgen tobten gewitter, in las vegas war es am morgen bewölkt gewesen und für hiesige verhältnisse außergewöhnlich kühl mit 26°C. das death valley ist für zwei dinge bekannt, es ist liegt sehr tief unter dem meeresspiegel und ist somit der tiefste punkt offenen landes auf der erde überhaupt und es ist extrem heiß mit spitzentemperaturen über 50°C. wir hatten uns die karre mit wasser vollgeschmissen und heizten guter dinge richtung westen. auf dem wege war die einzige unterbrechung eine tanke mit wohnklo-park mitten in der brache, die mit "last service before area 51" warb. dahinter die übliche enthusiasten-wagenburg, die hier jahrelang in der einöde zelten, in der hoffnung, aliens zu sehen und für seltsame sex-experimente entführt zu werden. wir fuhren bis beatty und bogen dann richtung death valley national park ab, es ging runter ins tal auf kilometerlangen schmalen pisten. wir hatten abermals glück mit dem timing und erfreuten uns touristenfreier einsamkeit. das steigert die beklemmung in einer geisterstadt doch ganz enorm.
die stadt wurde und wird vom wüstenwind dermaßen geschliffen, das außer den ehemals gemauerten gebäuden kaum noch was da ist. 1920 zog der letzte einwohner ab (der amtierende post-beamte), aber eigentich war der laden schon 10 jahre früher dicht. nicht mal ein park-ranger fristet hier straf-dienst, für eine führung muß man den wohl extra herbestellen. an sich stehen die rancher in jedem park jederzeit für fast alles zur verfügung, das hat mich etwas erstaunt. die reste stehen recht weit verstreut, weil all die hölzernen gebäude dazwischen längst verschwunden sind. noch mal hundert jahre, dann ist der rest vermutlich ebenfalls weg, übrig bleibt ein herrenloses toilettenhäuschen am sprichtwörtlichen ende der heide. immerhin sind die ruinen eingezäunt, das ist vielleicht nicht besonders hübsch, aber rettet sie wenigstens vor dem touristen-raubbau. ein belgischer künstler treibt hier sein umwesen und hat am rand der geisterstadt irgendwelche komplett albernen stillleben aufgebaut, den haben wir ausgelassen, das war uns dann doch zu doof. aber das flaschenhaus haben wir uns angesehen, ein etwas geistvollerer vorgänger vom belgier hat aus all den weggeworfenen bierflaschen des saloons ein ganzes haus gemauert und davor aus kaputten fliesen einen gaudi-vorgarten gebastelt, der als modell die typische mainstreet einer wild wild west mini-stadt nachbildet.
als wir dem schauplatz schon den rücken kehren wollten, kamen wir an einem schild vorbei, das den örtlichen friedhof auswies. ein friedhof in einer geisterstadt mitten im dead valley? es gibt interessante dinge, es gibt versuchungen und es gibt dinge, die man einfach nicht lassen kann, außerdem sind wir touristen, wir müssen das tun. dieser entschluß brachte mir - endlich - den ersehnten rollenden ginsterbusch vor die linse. das war stil-echt. der weg zum friedhof zweigte kurz darauf von der straße ab, als kilometerlange, schnurgerade schotterpiste. der ort läd jetzt nicht unbedingt zu einer reifenpanne ein, aber im losen kiesbett kann man auch eines ganz bestimmt nicht: einen truck wenden, allrad hin und her, es geht einfach nicht.
der friedhof erwies sich nicht nur als beklemmender ort in unendlicher hitze und stille, er barg auch eine überraschung: er wird noch benutzt. neben den verfallenen und unkenntlichen gräbern sind einige in den 60ern bis 80ern datiert. außerdem liegt ein penny auf jedem grab, das besucht wird. vielleicht lassen sich hier die leute beerdigen, die in jungen jahren in rhyolite gelebt haben, aufstieg und niedergang einer goldgräberstadt miterlebten, fortzogen und sich hier zu grabe tragen ließen?
wer weiß.
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