USA // driving the american way of life

Dies sind die weitreichenden Überlegungen zum Autofahren, die man sich so macht, wenn man vier Wochen lang im Auto sitzt und reichlich Strecke abfährt. In diesem Fall geäußert von meinem aüßerst geschätzten Mitverwohner und neuerdings auch Dauermitfahrer.


meist wolkenlos


ratlos in manhatten


hoffnungslos in detroit


pausenlos unterwegs


Geschwindigkeiten. Da die Zukunft ungewiss ist und sich sehr langsam durch das Nadelöhr der Gegenwart preßt, fährt auch der gemeine Amerikaner seiner ungewissen Zukunft entgegen. Dabei preßt er sich auch durch das Nadelöhr des amerikanischen Verkehrsgeschehens. Eigentlich schiebt man sich. Gegenseitig. Das Wort oder den Begriff des Sicherheitsabstandes scheint es auf dem Nordamerikanischen Kontinents nicht zu geben. Auch fanden wir keine passende Übersetzung. So schiebt man sich hier gegenseitig die vielen Berge hoch und die Hänge herunter. Gut, man könnte nun meinen, dass es bei den hier herrschenden Geschwindigkeiten ja keine allzu große Rolle spielen dürfte, aber nicht nur die amerikanischen PKW`s (meistens eh diese riesig großen Pick-Up Dinger) sondern auch die hier vorherrschenden und durchaus groß zu nennende LKW`s (Trucks) sind immer ganz vorne mit dabei. Im Gegesatz zu unseren Breiten sind diese Trucks hier nicht abgeregelt. So kann es einem (nichtsahnenden deutschen Touristen) passieren dass er auf der mittleren Spur fahrend links und rechts gleichzeitig von überdimenionalen Trucks in ungeahnter Geschwindigkeit überholt wird. Die jeweils geltenden Höchstgeschwindigkeiten variieren von Bundesstaat zu Bundesstaat teileweise deutlich. Während man an der Ostküste eher Geschwindigeiten um die 55 mph (Miles per hour) vorschlägt, gilt in Utah und Arizona schonmal ein Limit von 80 mph. Diese werden auch im allgemeinen durchaus ausgereizt und um mindestens 5 mph überschritten. Die - und ich habe einige Leute dazu befragt - Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit um 5-10 mph gilt hier als durchaus üblich und wird von den ziemlich präsenten Cops auch wohlwollend übersehen. Mehr sollte man aber nicht überschreiten - wurde mir gesagt. Gut, ich habe es nicht ausprobiert, denn auch ich habe bereits diese Filme gesehen, die in einer idyllischen Kleinstadt beginnen und mit einem von der amirkanischen Polizei angehaltenen Touristen am Wegesrand enden.


furchtlos den berg runter


namenlos geblieben



zweifellos überlänge

Strassen und Schilder. Man kann also duraus einige Kilometer (Meilen) am Tag schaffen, wenn man nur kosequent genug daran arbeitet und einen bequemen Wagen hat. Denn den braucht man hier! Was der gemeine Amerikaner so als Highway oder gar Interstate bezeichnet geht in unserem Land teilweise grade so als Feldweg durch. Definitiv nicht von der Breite her, nein, eher von der Qualität des Belages. Geflickt an allen Ecken und Enden mit Motorradfahrerfeindlichem Bitumen, und auch das nur im günstigsten Falle. Wir fanden hier auf einigen Interstates Schlaglöcher, die in Berlin zu einer Vollsperrung des gesamten Stadtbezirkes führen würden. Die Beschilderung am Wegesrand ist mannigfaltig. Man bekommt den Eindruck, das jedes einzelne Schild ein Unikat sein muss. Wir sahen Warnschilder mit Rehen, mit Hirschen, mit Pumas und Bären und sogar mit Eseln drauf. Auch Pferde und Kühe sowie Bullen und Schafe und anderes exotisches Viehzeuch wurde auf diversen Verkehrsschildern verewigt. Allerdings haben wir kein Schild gesehen, welches vor in Bäumen hängenden Bären gewarnt hätte!


schwindelfreier bär

Auch lehnt es der Amerikaner offensichtlich ab, sich den internationalen Verkehrszeichen zu unterwerfen. Wer wäre er denn auch, wenn er das täte? So sind Schilder oftmals nicht mit Symbolen, sondern mit Text versehen, was das Erraten des Inhaltes ab einer gewissen Geschwindigkeit mit entsprechend kleiner Schriftgröße zu einer durchaus unterhaltsamen Beschäftigung werden lässt und bei einer Analphabetenrate von ca. 10 Prozent in der Bevölkerung sicherlich schon das eine oder andere mal für große Augen gesorgt haben dürfte. Auch gibt es hier jede Menge Stop-Schilder. And die gleichberechtigten 4-Way-Stop-Kreuzungen haben wir uns ja nach ner Weile gewöhnt: Alle müssen anhalten und wer zuerst kam, fährt auch als erster, oder man verständigt sich dann per Handzeichen oder Zunicken - im Zweifel geht es nach Gewicht. Aber das quasi an jeder einzelnen Ausfahrt ein Stop-Schild steht, bedarf dann doch einiger Gewöhnug. Es scheint eine blühende Verkehrsschilderindustrie zu geben. An Kreuzungen mit Ampeln ist dann wieder alles anders. Der Linksabbieger bekommt als erster Grün und der Rechtsabbieger darf das rot leuchtenden Ding da oben hinter sich lassen, wenn er sich vorher davon vergewissert hat, das auch wirklich alles frei ist. Die Ampel steht sowieso auf der gegenüberliegenden Kreuzungs-Seite, man kann sie also beim Rechtabbiegen nicht überfahren. Die Ausfahrtnummern auf den Interstates oder den Highways sind nicht durchnummeriert, sondern entsprechen mit ihren Nummern dem jeweiligen Meilensteinabstand vom Beginn der Straße. Wenn man drüber nachdenkt eigentlich ganz schlau, oder?


schlaflos in las vegas

Große Augen. Der gemeine Amerikaner kann sicherlich durchaus gut Auto fahren. Das will ich ihm überhaupt nicht absprechen. So lange es gradeaus geht. Gut, es geht hier bisweilen über Meilen und Meilen gradeaus und man kann manchmal den Horizont am Ende einer Graden erkennen, aber die eine oder andere Kurve gibt es eben doch. Selbstverständlich schiebt einen auch auf normalen Strassen immerzu irgendein riesiges Pick-Up-Monster die Strasse entlang und drängelt, als gebe es kein Morgen. Aber wehe, man geht vor einer Kurve eben nicht vom Gas und legt eine mittlere Vollbremsung hin, sondern beherzigt die eine oder andere Kurventechnik und zirkelt in gewohnter und geübter Weise durch die Kurve! Dann sieht man den garantiert völlig übermotorisierten Pick Up mit seinem vermutlich ziemlich irritierten bis enervierten Fahrer auf der folgenden Graden im Rückspiegel heranfliegen, dass man selbst ein wenig grinsen muss. Denn guess what? Da vorne kommt die nächste Kurve :-). Oder wie Rini sagt: die amerikanische Kurve geht hoch und runter :-)


endlos durch die wüste


...


restlos ausgefüllt

Die Fahrzeuge. Die hiesigen Fahrzeuge sind mehr oder weniger alle mindestens eine, eher zwei Nummern zu groß! So fahren hier unbeladene Pick-Up-Monster völlig unbeladen und nur mit einer Person besetzt und garantiert dem größten verfügbaren Motor die graden Strassen entlang, das die Heide wackelt. Diese Pick-Up-Monster sind im allgemeinen breiter, als ein europäischer Mittelklassenwagen lang ist. Und dann gibt es sie ja noch mit Zwillingsbereifung als Heavy-Duty Ausführung! Derartige Fahrzeuge würden in jeder deutschen Autobahnbaustelle einfach stecken bleiben. Die kleineren Fahrzeuge, also die normalen PKW sind auch alle durch die Bank weg mit dem größten verfügbaren Motor ausgestattet. So scheint der gemeine Amerikaner mindestens 300PS und nicht weniger als 5 Liter Hubraum schlicht zu benötigen. Gut, die obligatorische Automatik und die noch viel wichtigere Klimaanlage fressen ja jeweils ca 10-15 Prozent der Leistung, aber ohne diese riesigen Motoren sind die gewohnten und vermutlich auch zu erwartenden Verbräuche der Fahrzeuge von mindestens 20L/100km wohl auch nicht zu erreichen. Den bei uns so beliebten Kombi gibt es in der Form hier nicht. Entweder man fährt eine Limousine, oder wenn man was zu transportienen hat eben einen Pick-Up. Sehr modern sind diese SUV Fahrzeuge. Es gibt sie von jedem Hersteller in allen Formen und Farben und immer mit riesigen Motoren. So kratzten wir mit unserem GMC Acadia (vergleichbar mit nem VW Touareg, allerdings mit 3,8l V6 Benzinmotor und allem ausgestattet was den Verbrauch so in die Höhe, das Leistungsgewicht aber in den Keller treibt) einige Male an der Grenze zur Untermotorisierung. Das haben wir aber durch Verderbtheit im Fahrstil meistens ausgeglichen. Der gemeine Amerikaner kennt auch das Reissverschlusssystem beim Einfädeln augenscheinlich nicht. Oder er ignoriert es. Denn auch das allgemeine Rein- oder Vorlassen liegt ihm überhaupt nicht. Denn vom Gas geht er nur wenn er überholt. Aber wehe er bekommt das Gefühl überholt zu werden! Dann wird der Tempomat flugs um ein bis zwei Meilen heraufgeschraubt und schon kann so ein Überholmanöver mehrere Kilometer lang andauern. Witzig!


endlos nach oben


maßlos breit

Das immer wiederkehrende Bild war jenes der fressenden und telefonierenden gemeinen Amerikaner. Am besten beides zu gleich und den Softdrink in einem der vielen Becherhalter. Herrlich. Dann erschließt sich einem auch sofort, warum ein Wagen eine Automatik braucht und Kurven richtiggehend kreuzgefählich sein können. Man müsste sich im Wagen ja bewegen! In dem Wagen, den es schlicht braucht, um nur eine Strassenseite zu wechseln oder in den Laden um die Ecke zu fahren. Fussgänger sind in diesem Land eine aussterbende Gattung! Und eine gefährdete noch dazu. Strassenbeleuchtungen sind spärlich gesäht und verdienen im allgemeinen diesen Namen nicht, es sei denn man kommt nach Las Vegas.



planlos im walde


heillos verwirrt

Unterm Strich bleibt zu sagen, dass das Fahren eines Wagens in den USA wirklich entschleunigt und durchaus entspannter ist, als bei uns. Wir sind in den vergangenen dreieinhalb Wochen knapp 12.000km gefahren (Und ja, wir sind auch an einigen Orten mal ausgestiegen :-)) und haben einiges von diesem wundervollen und facettenreichen Land gesehen. Das hier von mir Geschilderte sind alles Dinge, die jedem einzelnen von uns dreien unabhängig voneinander aufgefallen ist.

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