NANO ASSEMBLER oder Das Internet der Dinge Teil IV
Die Zukunft ist ungewiss und preßt sich ganz allmählich durch das Nadelöhr der Gegenwart. Man kann ihr entgegenfiebern und sie mit aller Macht herbeisehnen, der Vergangenheit kann man nachtrauern und sie in Vergessenheit wünschen. Die Gegenwart ist dabei der Stuhl im Auditorium, der Ausguck in die Zeit. Da sitzen wir also im Publikum und feuern an, lassen uns mitreißen, spenden Beifall und verreißen die Vorstellung. Dieser Zeitvertreib ist umsonst. Alles andere im Leben hat seinen Preis.
Der Preis für ein Produkt läßt sich ganz nüchtern kalkulieren. Man rechne Material, Produktion und alle weiteren Kosten anteilig zusammen, setze einen Betrag für die meisterliche Geistesleistung ein, schlage Faktor X von EK zu VK auf, Mehrwertsteuer oben drauf, fertig ist der Preis. Davon bezahlt sich verschiedener Hände Arbeit. Was aber wenn es gar keine Produkte mehr gibt sondern nur noch die Daten dafür kursieren? Es geht ganz einfach und es geht auch schon fast, nach dem Internet der Dinge der Online-Shop ohne Produkte, kauf die Idee und gestalte sie selbst. Oder beauftrage einen Designer damit. So gesehen geht uns Gestaltern erstmal die Arbeit nicht aus, aber was ist mit den ganzen anderen Jobs die normalerweise zwischen Zeichnung und z.B. fertigem Geschirrstück versteckt sind, die blöde Kaffetasse mußte bisher entworfen, entwickelt, produziert, verpackt, transportiert, gelagert und verkauft werden, also reden wir von mindestens vier vielleicht sechs Jobs weniger, wo vorher im Schnitt fünf waren, und die haben alle noch nen Chef gehabt, den brauchts jetzt auch nicht mehr, das ist echt scheiße.
Da weht ein eiskalter Wind durch den Arbeitsmarkt, es wird richtig ungemütlich. Gut, er wird nicht gleich komplett enden, aber weitreichende Änderungen der bisherigen Strukturen werfen einfach die Frage auf, ob in der veränderten Lage all diejenigen wieder unterkommen, die gerade ihren Job verloren haben. Die können ja nicht alle Postboten werden. Nun wird dieser Wandel nicht der Industrialisierung gleich das gesamte Antlitz der westlichen Zivilisation umschmeißen, zu vermuten bleibt eher das große Nebeneinander all dieser Dinge. Es wird weiterhin Menschen geben, die ihren Kaffepott im Kaufhaus kaufen und ihre Vorhänge beim Innenausstatter ihrer Wahl, nicht weil sie zu alt oder zu unfähig sind, um sich an neue Dinge zu gewöhnen, sondern weil der Einkauf mit allen Sinnen schwer zu ersetzen ist. Man betastet und beäugt gerne die Dinge in Echt, wiegt ihr Gewicht in der Hand, überprüft umständlich Verarbeitung und Form, das läßt sich nicht so einfach ersetzen. Oder Bekleidung: Wird im Schauhfenster beäugt, auf dem Bügel betastet, in der Umkleide übergestreift, Größe und Sitz möchte man prüfen, Dinge ihrer Farbigkeit wegen aneinanderhalten, um sie dann als gerissene Beute nach Hause zu schleifen. Okeh, man kanns bestellen und aus der Verpackung zerren um die Prozedur zu durchlaufen, aber das ist irgendwie schon anders. Dem Nächsten mags ein Graus sein, in den Laden zu laufen, lieber nächtelang im Internet nach dem besten Schnappen und dem ausgefallensten Stück fahnden und tagelang aufs Paket freuen. Warum also auch nicht von vornherein wissen, das mans lieber selber macht und zwar exakt so wie man es sich vorstellt. Oder wie die alte Tasse aussah, bevor sie mit beschleunigter Erdanziehung den Fußboden traf und in 1001 Stücke zersprang, und dann ganz folgerichtig aus dem 3D-Drucker ziehen. Von Stück zu Stück und Anlaß zu Anlaß wählen die meisten Menschen doch jetzt schon jedes Mal anders, so wird es wohl bleiben. Es diversifiziert sich weiter aus, weiter und weiter, genau wie die Produkte, die Bezugsquellen, die Nischen und der Konsum. Bis was passiert?
Schwer zu sagen. Umgekehrt gefragt: Hätte es Rapid Prototyping gegeben, wenn nicht schon ewigst diese Idee als Hirngespinst existieren würde? Kann man sich darauf verlassen, das dann auch das andere irgendwann erfunden wird? Die Matrix? Instellare Antriebsystheme? Zeitreisen? K.I.? Und was ist eigentlich mit diesen widerlichen kleinen Biestern von Nanobots? Die habe ich mir immer als biologische Industrieroboter weit unter Zellgröße vorgestellt, die irgendwo im Molekularbereich an der DNS oder so herumklamüsern, obwohl ich mir gleichzeitig auch unter größten Mühen nicht ausmalen konnte, wie man so ein winziges Dingsda steuern oder programmieren will. Die Nanobots sind ja ein hübsches Konstrukt, ein Miniaturroboter, so klein, das er sogar im Inneren von Zellen agieren kann, und die spezialisierte Untergattung Nanoassembler, ein Winzling, der aus allem zur Verfügung Stehendem, Abfall, Schutt, organischem Material oder Meteoritengürteln, alles Andere zusammenbauen kann: Atom für Atom, solange genug Ausgangsmaterial da ist, kann es in alles Beliebige konvertiert werden, oder es kann alles Beliebige gebaut werden, bis das Ausgangsmaterial restlos aufgebraucht ist - Was für eine erschreckend grandiose, effiziente, monströse und unendlich gefährliche Schöpfung, selbst als Idee. Es wäre mit Sicherheit die naheliegende Weiterentwicklung des bereits existenten 3D-Druckers, der nur in einer begrenzten Auflösung und in der Regel mit einem einzigen Material drucken kann - oder man bräuchte mehrere Druckerköpfe. Nach unten bleibt noch viel Spielraum, da muß in Sachen Miniaturisierung noch ein wenig gefeilt werden. Was die Nanobiester betrifft, gab es zwei Autoren, die mich irgendwie zum Grübeln angeleitet haben, laßt mich kurz berichten:
Von John Scalzi und seinem SmartBlood. Die Geschichte der Kolonialen Verteidigungsarmee, die aus lauter Rentnern besteht, die in einen frischeren Klonkörper ihrer selbst gesteckt wurden - natürlich nicht ohne weitreichende genetische Aufrüstung : "Die Koloniale Verteidigungsarmee hat in ihrer göttlichen Weisheit entschieden, völlig auf normales menschliches Blut zu verzichten. Es wurde durch SmartBlood ersetzt. SmartBlood besteht aus Milliarden Robotern in Nanometergröße, die alles machen, was Blut macht, nur viel besser. Es ist nicht organisch, also ist es keinen biologischen Risiken ausgesetzt. Es kommuniziert mit eurem BrainPal (>>Anmerkung: organische Computerprothese im Gehirn<<), sodass es innerhalb von Millisekunden gerinnen kann. Ihr könntet ein komplettes Bein verlieren, ohne dass ihr daran verbluten würdet. Viel wichtiger ist für euch im Moment die Tatsache, dass jede >Zelle< SmartBlood viermal so viel Sauerstoff aufnehmen kann wie natürliche rote Blutkörperchen." (John Scalzi, Krieg der Klone, Wilhelm Heyne Verlag München 2007, S.170 ff.)
So auch William Gibsons Nanoassembler, die waren zunächst Teil des Hintergrundgeschehens der Bridge-Triologie, leider kann ich den Textbeleg nicht mehr ausfindig machen und bin auch zu faul, es nochmal zu lesen, aber soweit ich mich erinnere, gings wie folgt, ein Erdbeben hatte Tokyo schwer zugesetzt und der Einfachhheit halber wurde die Stadt per Nanoassembler wiederaufgebaut. In völliger Lautlosigkeit und erschreckender Geschwindigkeit, sodaß in den Nächten die Hochhäuser in den Himmel wuchsen und man ihnen dabei zusehen konnte, setzten sie die Baumasse praktischerweise aus dem Schutt der Ruinen zusammen - inklusive der Palmen am Wegesrand (die danach zwar irgendetwas Organisches in Palmenform waren, aber auch nicht so richtig palmig...eher wie eine Palme von Weitem). Im Vordergrund der Story wurde eine schwarze Box auf windigen Wegen bewegt, um sie auf dem Schwarzmarkt an Kriminelle zu verkaufen. Die Box - etwa von der Größe einer Druckerpatrone - ist dabei nichts anderes als eine Kartusche mit neuen, unprogrammierten Nanoassemblern, ein Gegenstand von unermeßlichem Wert, denn er birgt das Potenziel für nahezu alles - Architektur, genetische Produktion oder Rüstungsindustrie...
Der Preis für ein Produkt läßt sich ganz nüchtern kalkulieren. Man rechne Material, Produktion und alle weiteren Kosten anteilig zusammen, setze einen Betrag für die meisterliche Geistesleistung ein, schlage Faktor X von EK zu VK auf, Mehrwertsteuer oben drauf, fertig ist der Preis. Davon bezahlt sich verschiedener Hände Arbeit. Was aber wenn es gar keine Produkte mehr gibt sondern nur noch die Daten dafür kursieren? Es geht ganz einfach und es geht auch schon fast, nach dem Internet der Dinge der Online-Shop ohne Produkte, kauf die Idee und gestalte sie selbst. Oder beauftrage einen Designer damit. So gesehen geht uns Gestaltern erstmal die Arbeit nicht aus, aber was ist mit den ganzen anderen Jobs die normalerweise zwischen Zeichnung und z.B. fertigem Geschirrstück versteckt sind, die blöde Kaffetasse mußte bisher entworfen, entwickelt, produziert, verpackt, transportiert, gelagert und verkauft werden, also reden wir von mindestens vier vielleicht sechs Jobs weniger, wo vorher im Schnitt fünf waren, und die haben alle noch nen Chef gehabt, den brauchts jetzt auch nicht mehr, das ist echt scheiße.
Da weht ein eiskalter Wind durch den Arbeitsmarkt, es wird richtig ungemütlich. Gut, er wird nicht gleich komplett enden, aber weitreichende Änderungen der bisherigen Strukturen werfen einfach die Frage auf, ob in der veränderten Lage all diejenigen wieder unterkommen, die gerade ihren Job verloren haben. Die können ja nicht alle Postboten werden. Nun wird dieser Wandel nicht der Industrialisierung gleich das gesamte Antlitz der westlichen Zivilisation umschmeißen, zu vermuten bleibt eher das große Nebeneinander all dieser Dinge. Es wird weiterhin Menschen geben, die ihren Kaffepott im Kaufhaus kaufen und ihre Vorhänge beim Innenausstatter ihrer Wahl, nicht weil sie zu alt oder zu unfähig sind, um sich an neue Dinge zu gewöhnen, sondern weil der Einkauf mit allen Sinnen schwer zu ersetzen ist. Man betastet und beäugt gerne die Dinge in Echt, wiegt ihr Gewicht in der Hand, überprüft umständlich Verarbeitung und Form, das läßt sich nicht so einfach ersetzen. Oder Bekleidung: Wird im Schauhfenster beäugt, auf dem Bügel betastet, in der Umkleide übergestreift, Größe und Sitz möchte man prüfen, Dinge ihrer Farbigkeit wegen aneinanderhalten, um sie dann als gerissene Beute nach Hause zu schleifen. Okeh, man kanns bestellen und aus der Verpackung zerren um die Prozedur zu durchlaufen, aber das ist irgendwie schon anders. Dem Nächsten mags ein Graus sein, in den Laden zu laufen, lieber nächtelang im Internet nach dem besten Schnappen und dem ausgefallensten Stück fahnden und tagelang aufs Paket freuen. Warum also auch nicht von vornherein wissen, das mans lieber selber macht und zwar exakt so wie man es sich vorstellt. Oder wie die alte Tasse aussah, bevor sie mit beschleunigter Erdanziehung den Fußboden traf und in 1001 Stücke zersprang, und dann ganz folgerichtig aus dem 3D-Drucker ziehen. Von Stück zu Stück und Anlaß zu Anlaß wählen die meisten Menschen doch jetzt schon jedes Mal anders, so wird es wohl bleiben. Es diversifiziert sich weiter aus, weiter und weiter, genau wie die Produkte, die Bezugsquellen, die Nischen und der Konsum. Bis was passiert?
Schwer zu sagen. Umgekehrt gefragt: Hätte es Rapid Prototyping gegeben, wenn nicht schon ewigst diese Idee als Hirngespinst existieren würde? Kann man sich darauf verlassen, das dann auch das andere irgendwann erfunden wird? Die Matrix? Instellare Antriebsystheme? Zeitreisen? K.I.? Und was ist eigentlich mit diesen widerlichen kleinen Biestern von Nanobots? Die habe ich mir immer als biologische Industrieroboter weit unter Zellgröße vorgestellt, die irgendwo im Molekularbereich an der DNS oder so herumklamüsern, obwohl ich mir gleichzeitig auch unter größten Mühen nicht ausmalen konnte, wie man so ein winziges Dingsda steuern oder programmieren will. Die Nanobots sind ja ein hübsches Konstrukt, ein Miniaturroboter, so klein, das er sogar im Inneren von Zellen agieren kann, und die spezialisierte Untergattung Nanoassembler, ein Winzling, der aus allem zur Verfügung Stehendem, Abfall, Schutt, organischem Material oder Meteoritengürteln, alles Andere zusammenbauen kann: Atom für Atom, solange genug Ausgangsmaterial da ist, kann es in alles Beliebige konvertiert werden, oder es kann alles Beliebige gebaut werden, bis das Ausgangsmaterial restlos aufgebraucht ist - Was für eine erschreckend grandiose, effiziente, monströse und unendlich gefährliche Schöpfung, selbst als Idee. Es wäre mit Sicherheit die naheliegende Weiterentwicklung des bereits existenten 3D-Druckers, der nur in einer begrenzten Auflösung und in der Regel mit einem einzigen Material drucken kann - oder man bräuchte mehrere Druckerköpfe. Nach unten bleibt noch viel Spielraum, da muß in Sachen Miniaturisierung noch ein wenig gefeilt werden. Was die Nanobiester betrifft, gab es zwei Autoren, die mich irgendwie zum Grübeln angeleitet haben, laßt mich kurz berichten:
Von John Scalzi und seinem SmartBlood. Die Geschichte der Kolonialen Verteidigungsarmee, die aus lauter Rentnern besteht, die in einen frischeren Klonkörper ihrer selbst gesteckt wurden - natürlich nicht ohne weitreichende genetische Aufrüstung : "Die Koloniale Verteidigungsarmee hat in ihrer göttlichen Weisheit entschieden, völlig auf normales menschliches Blut zu verzichten. Es wurde durch SmartBlood ersetzt. SmartBlood besteht aus Milliarden Robotern in Nanometergröße, die alles machen, was Blut macht, nur viel besser. Es ist nicht organisch, also ist es keinen biologischen Risiken ausgesetzt. Es kommuniziert mit eurem BrainPal (>>Anmerkung: organische Computerprothese im Gehirn<<), sodass es innerhalb von Millisekunden gerinnen kann. Ihr könntet ein komplettes Bein verlieren, ohne dass ihr daran verbluten würdet. Viel wichtiger ist für euch im Moment die Tatsache, dass jede >Zelle< SmartBlood viermal so viel Sauerstoff aufnehmen kann wie natürliche rote Blutkörperchen." (John Scalzi, Krieg der Klone, Wilhelm Heyne Verlag München 2007, S.170 ff.)
So auch William Gibsons Nanoassembler, die waren zunächst Teil des Hintergrundgeschehens der Bridge-Triologie, leider kann ich den Textbeleg nicht mehr ausfindig machen und bin auch zu faul, es nochmal zu lesen, aber soweit ich mich erinnere, gings wie folgt, ein Erdbeben hatte Tokyo schwer zugesetzt und der Einfachhheit halber wurde die Stadt per Nanoassembler wiederaufgebaut. In völliger Lautlosigkeit und erschreckender Geschwindigkeit, sodaß in den Nächten die Hochhäuser in den Himmel wuchsen und man ihnen dabei zusehen konnte, setzten sie die Baumasse praktischerweise aus dem Schutt der Ruinen zusammen - inklusive der Palmen am Wegesrand (die danach zwar irgendetwas Organisches in Palmenform waren, aber auch nicht so richtig palmig...eher wie eine Palme von Weitem). Im Vordergrund der Story wurde eine schwarze Box auf windigen Wegen bewegt, um sie auf dem Schwarzmarkt an Kriminelle zu verkaufen. Die Box - etwa von der Größe einer Druckerpatrone - ist dabei nichts anderes als eine Kartusche mit neuen, unprogrammierten Nanoassemblern, ein Gegenstand von unermeßlichem Wert, denn er birgt das Potenziel für nahezu alles - Architektur, genetische Produktion oder Rüstungsindustrie...
Kommentare
Kommentar veröffentlichen