BALI // Allein unter Zombies
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>> 6h Flug, 4h Transit, 6h Flug, 5h rückwärts, ab abends um 8 macht einen langen Nachtflug und viele Stunden im dunklen Flieger bei Nachtbetrieb. Brave Fluggäste schlafen artig, dabei gibt es viel zu sehen...
>> Wir starten mit Etihad, der Service ist ausgezeichnet, das Essen für Boardküche exquisite, die Flugtanten ausgesucht höflich und sehr aufmerksam. Das stimmungsvolle farbwechselnde Ambilight weicht bald finsterer sauerstoffarmer Kühle, ein Deckchen muß her. Leider kann das Kinoprogramm an Bord nach mehreren Langstreckenflügen in Folge nicht mehr mit Überraschungen aufwarten, dafür finde ich die Metamorphose der anwesenden Mitreisenden zu wahren Flugzombies total faszinierend. Vor flimmernden Bildschirmen dösen die ersten Opfer langsam weg, hinüber ins Reich der verkrampften Halbschlafleichen, der Kopf sinkt auf die Schultern, rechtwinklig abgeknickt, kommt auf der Brust zum liegen, der Nacken beugt sich rund, die Arme rutschen von den Lehnen, einzelne Hände liegen auf dem Kabinenboden, ein Knie gibt nach, die Statik auf Halbacht alleine stabilisiert durch den Sitzgurt, der gesamte Oberkörper sinkt nach vorne, die Kinnlade hängt runter, gurgelnde und rasselnde Schnarchgeräusche, widerwillig unterbrochen bei dem Versuch, das Bein mit einem eingebildeten zusätzlichen Kniegelenk unter dem Sitz des Vordermanns in eine etwas bequemere Position zu knicken, langsam herabsinkende Sabberfäden lassen an der weiteren Haltbarkeit zweifeln. Einzelne Umrisse lösen sich aus ihrer verkrampften Starre, hieven sich stöhnend und schnaufend hoch, stapfen mühsam und taumelnd Richtung Bordtoilette, flackernde Blicke unter schweren Liedern, die Arme tastend vorwärts gestreckt, der Gleichgewichtssinn scheint außerstande Dienst zu tun, die Haare wirr, die Klamotten zerknautscht, ohne Schuhe und Orientierung, so bevölkern diese bedauernswerten Kreaturen die Gänge. Ich gehe zweifelnd in Deckung und finde das Kinoprogramm voll toll.
>> Der fiese Zombivirus hat mich irgendwie ich weiß nicht wie angesteckt: Je länger der Flug, desto spitzer werden die Ellenbogen und die Kniee, der Rücken wird immer runder, der Hals immer rechtwinkliger, die Augen immer dicker, Mund und Nase immer trockener, der Pelz auf der Zunge immer haariger, und die Zähne immer länger. Pro Flugstunde nimmt der zur Verfügung stehende Bewegungsraum exponentiell ab, irgendwann kann man sich nicht mehr vorstellen, auch nur noch FÜNF weitere Minuten zu sitzen, dieses ziehende Gefühl in den Waden und dieses widerliche taube Gefühl unter der Fußballen...
>> Jet-Yoga: Beharrlich suche ich nach einer Haltung, die ich noch nicht eingenommen habe, auf den anfänglich entspannten kleinen Pharao mit leicht zurückgeneigtem Kopf folgt der schlafende Poet mit rundem Rücken und hängendem Kopf, dicht gefolgt von der zusammengeklappten Gottesanbeterin mit ausgeklappten Schulterblättern und dem irren Kojoten bei Vollmond mit durchgebogenem Rücken und ausgedrehten Schlüsselbeinen, gekrönt vom lachenden Yeti, für diese Position müssen die Schienbeine exakt unter dem Sitz des Vordermanns verhakt werden, echt tricky, wenn dessen Lehne bedenklich weit nach hinten geneigt ist, und für Fortgeschrittene kommt dann noch der träumende Einsiedlerkrebs mit angezogenen Beinen, eingerollten Füßen und verschränkten Armen, der Kopf ruht dabei auf der Schulter des Sitznachbarn.
>> das Monsterkind im Mittelteil fängt schon wieder an zu bocken. Ich überlege, ob ich es wie einen Unfall aussehen lassen kann...
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