USA // brüllende grüllen und flippende strippen - deep south

die zukunft ist ungewiß und preßt sich ganz allmählich durch das nadelöhr der gegenwart. sie braucht da eine weile für, wie sich so die sekunden aufreihen und zum glück kommen sie alle einzeln nacheinander. wenn das alles den zusammenhang verliert, alle ereignisse und erinnerung lose herumliegen, zersplittert als einzelteile, dann dümpelt der heile geist haltlos in diesem brodelnden süppchen und versinkt. wer mag wohl wissen, wieviele sterne da verborgen im nebel leuchten? für uns hat das alles eine feste richtung, es geht immer vorwärts, wie die endlosen straßen bis zum horizont und dahinter gehts noch lange weiter, man weiß eben genau, woran man schon vorbeigekommen ist.




unterdessen wird geerntet, aus dem wald gerufen, in die grube gefallen, mit den wölfen geheult und steter tropfen höhlt den stein - für jedes sprichwort findet sich ein ort, zuletzt haben wir uns die blanchart spring caverns angesehen und nicht schlecht gestaunt über endlos aufgetürmte zeit, die da so fragile gebilde tropfen für tropfen aus dem stein wachsen läßt. wir machen uns wieder auf, immer richtung osten. über land schnibbeln wir diagonal runter, zurück auf die 40, mittlerweile leicht genervt von diesen alternden zahnarzt-säcken auf ihren miet-harleys, die auf den verstreuten resten der historischen 66 ihre wilden, romantischen selbstverwirklichungs-trips zum freud oder leid ihrer daheim auf endlose diavorträge wartenden buckligen verwandschaft abfeiern. ich komme ganz sicher auch mal in das alter, wo ich das urst geil find. bestimmt. vielleicht bin ich da auch schon angekommen, schließlich machen wir gerade das gleiche im internet? :)



na jedenfalls führt uns unsere route bei memphis zurück auf die interstate und mithilfe dieses geistreichen streiches wandert also auch tennessee kurz vor mississippi auf die liste der besuchten staaten. der mississippi ist ein alter bekannter, vor einigen tagen, die sich irgendwie nach verflixt vielen wochen anfühlen, habe wir ihn oben im norden schonmal gekreuzt. in alabama schlagen wir neuerlich unser nachtquartier auf, als wir aus dem auto steigen, ist es nicht nur heiß, die luftfeuchtigkeit legt einen fast um, dazu empfängt uns hier draußen am ende der heide in diesem winzteil von kuhkaff namens jasper ein ohrenbeteubender lärm. die abendlichen temperaturen lassen die stromkabel singen, die hier allerorten als strickpullover von den masten hängen, im licht der untergehenden sonne glänzen sie metallisch, wie zu groß geratene spinnweben entlang der straßen. das lassen sich die ansässigen grillen nicht gefallen und halten mit allem dagegen, was sie an lärm aus ihren panzern drücken können und staunend steht man als großstädter daneben und fragt sich, wie die leute auf dem land all diesen krach eigentlich aushalten können. die drehen wahrscheinlich die klima-anlage lauter und wenn das nicht reicht auch noch den fernseher. wir beschließen, das dazu am besten ein bier und eine kippe auf dem bordstein passen und scheißen auf alkohol-verbot auf offener straße und raucher-diskriminierung, das mit dem freien land muß jeder für sich auslegen.



der nächste tag bringt uns nach atlanta und zu unserem nächsten großen etappen-ziel, für das wochenende haben wir uns bei einem nicht namentlich genannt werden wollendem studienkollegen einquartiert, zehn jahre lebt er schon hier und freut sich augenscheinlich ein paar umtriebige heimatsprachler zu beherbergen. für den abend ist die geburtstags-party seiner freundin anberaumt, wir besetzen also schon am nachmittag die dachterasse auf florians (ups!) fabrik-loft und beäugen erstaunt die zuggleise 5m hinterm haus und die skyline von atlanta 5m vorm haus bis zum horizont. auch das coca-cola-HQ ist endlich lokalisiert, wir sitzen direkt daneben. während also vorne zu unserer unterhaltung langsam die lichter angehen, sich das haus mit partygästen, leckereien und kurzweiliger unterhaltung füllt, rumpeln hinten alle paar minuten kilomterlange schwerlast-gütertransporte durch, die das gesamte gebäude bis in die grundfeste erschüttern und die terasse in schwingung versetzen, aber irgendwie kommt das auf der mitte alles ziemlich gut zusammen und bringt uns in den hochgenuß einer denkwürdigen nacht mitten in atlanta, es paßt auch alles ziemlich gut ins bild, sozusagen vollendeter industrial style.



am sonntag nehmen wir uns eine sache vor, die wir schon am anfang der reise auf dem plan hatten, die aber wegen schlechtem wetter in michigan ins wasser fiel: zu unserer aller zerstreuung wurde ein besuch in six flags anberaumt, einem großen achterbahn- und vergnügungspark in atlanta und rennen mit diesem vorschlag bei dorothy offenen türen ein. sie hatte schon mehrmals vergeblich den nicht namentlich genannt werden wolenden florian gefragt ob er sie nichtmal dorthin ausführen wolle und erntete bislang immer nur müde vertröstungen auf irgendeinen herbst in der zukunft. nachdem ich meine höhenangst beim erklimmen der dachluken-leiter am vorabend recht erfolgreich mit einem oder mehreren bieren bekämpft hatte, war ich der festen überzeugung, das dett schon irgendwie gehen würde. eine achterbahn später hatte ich diesen gesinnungswandel gleich wieder zu grabe getragen und beschloß, mich für die zukunft mit der leiter zu begnügen, auch wenns mich ärgert. höhenangst habe ich erst seit ein paar jahren, ohne das was außergewöhnliches vorgefallen wäre, aber den vorschlag, das mit einem gepflegten fallschirm-sprung zu bekämpfen, habe ich bei der gelegenheit auch für alle zeiten abgehakt. der rest der truppe eilte unbeirrt von einer horror-looping-achterbahn zur nächsten, womit ich sehr einverstanden war, es wäre doch recht blöde, wenn meine persönlichen dämonen anderen die kurzweile ruinieren. ein tag in einem vergnügungspark hat immer etwas besonders, irgendwie sind all diese menschen drumherum so gelöst und allerorten quietscht die menge vor vergnügen, alle leute rennen mit komischen hüten rum, stopfen sich mit unsäglichen süßigkeiten voll und sind sich auch sonst für wenig zu doof, das ist schon etwas besonderes. wer nach six flags fährt, hat sonst weiter nichts mehr vor, keinen streß und als einziges ziel einen haufen spaß vor augen, bis auf die künstliche beschleunigung auf der achterbahn läßt man den tag so vor sich hin dudeln und schert sich nicht weiter drum. wir hatten aber auch das seltene glück, das sich nicht die besuchermassen um die ecken wälzten, am nachmittag entlud sich dann die unerträgliche hitze in einem schwülen gewitter. zu florians und unser aller erdung wurden am abend echte schnitzel gebraten, echter kartoffelbrei gekocht und echte bohnen gedünstet - aufatmen für den magen!




irgendwie ist es schön, alte freunde zu besuchen, alte geschichten zu erzählen und alte gerichte zu kochen, das muß dieses verdammte traditions-ding sein, das so verdammt bequem sein kann. bei der gelegenheit werden dann gleich noch neue freunde und neue geschichten produziert, und da ich meine heimliche liebe zu pancakes entdeckt habe, fehlt es auch nicht an neuen gerichten. leider kommt jede schöne zeit mal zum ende und am montag brachen wir wieder auf, das neue ziel hieß outer banks und führte uns auf der südlicheren route bis hoch nach fayetteville durch south und north carolina.

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