RELOADED - TAG 4
die zukunft ist ungewiß und preßt sich ganz allmählich durch das nadelöhr der gegenwart. sie braucht da eine weile für. wir haben noch ein bißchen zeit, davon ein stück anzusehen, einen kleinen ausschnitt im ewigen fluß, ein menschenalter. das ist nicht viel, aber winzig wie der mensch so ist, findet er es spannend. indes denkt man doch gerne über die zukunft nach und stellt sich vor, wie das wohl sein wird, in 10, in 100, in vielen tausend jahren.
mit dem thema KI bin ich noch nicht ganz fertig, wir fangen ja auch gerade erst an. vier tage vor der playstation, auch wenn sie für arbeitnehmer in echtzeit über mehrere wochen gewürfelt sind, wir sind ja alle keine studenten mehr, nach vier tagen ist man gerade wieder richtig drinne, nach vier tagen ist man im spielgeschehen weit gediehen, kennt mittlerweile alle neuen tricks und moves, die engine läuft wie geschmiert, die story steuert dem höhepunkt entgegen, wir stehen voll im stoff und weit neben der spur: wer jetzt noch nicht im zweiten gleis unterwegs ist, der findet nie ins spiel und kooft sich besser ein anderes. die seichte alltags-schizophrenie macht sich ganz putzig, der anblick von schnöden hausfassaden und veraffelten hinterhöfen offenbart gemessen an den vorgaben spiele-interner sonder-physik ein paralleldimension versteckter kletterpfade. hinter jeder mülltonne lauert ein säbelrasselnder gegner. und wie man so gerne in die gedachten und liebevoll inszenierten welten eintaucht, sieht man all diese seltsamen figuren im kopf noch viel echter.
da ist doch mein stichwort, wie echt muß virtuell sein, damit es die wertigkeit von echt hat? wenn man spaß daran hat, geht das ganz leicht. ich war beim zu echt gewordenen VR: RELOADED, die fortsetzung von MATRIX, inszeniert konflikte intelligenter programme untereinander, ein virtueller überlebenskampf, das finde ich immer noch ganz spannend. als ich gelesen habe, daß die ersten via simulation gerenderten kampfszenen in der schlacht um helms klamm in der herr der ringe kinotriologie gelöscht werden mußten, weil ganze regimenter fieser orks lieber die flucht ergriffen, als in eine aussichtslose schlacht zu ziehen - also virtuelle deserteure, das fand ich schon nah dran an schlau gedacht und die eigene haut retten. ihr schlechtes image hat den orks doch tolkien angedichtet, aber deshalb müssen sie nicht unbedingt blöd sein. nun lassen sich fantasy figuren ganz gut personifizieren, wenn sie fies aussehen, müssen sie - reine kinologik - auch fies sein, pars pro toto, wer scheiße ist, sieht scheiße aus. wenn es selbst in der fiktion um virtuelle konstrukte geht, dann funktioniert das dort auch, indem man eine klischeehafte figur ranzitiert, erspart man sich umständliche definition und einführung eines programms bzw. seiner funktion. vier der hauptrollen personifizieren solche programme unterschiedlicher beschaffenheit und stellung in der hierarchie des betriebssystems:
wir erinnern uns: das agenten-programm smith wurde durch einen kampf mit neo im ersten teil der matrix-trilogie nicht zerstört, sondern in seinem code verändert. fortan kann es sich beliebig oft reproduzieren und in anderen subroutinen ausbreiten. in der matrix äußert sich das dahingehend, daß smith andere agenten-programme mit seinen parametern überschreibt: er wird zum virus. wie auch ein reales virus seinen wirtskörper bei der eigenen vermehrung und verbreitung schädigt oder sogar tötet, schadet smith der gigantischen simulation bei seinem bestreben, die rebellen auszulöschen. auch sein überschreiben der anderen agenten-programme ähnelt dem mikrobiologischen vorbild. Damit wird K.I. zum problem von K.I. auf einer ebene, die sich dem wahrnehmungshorizont des menschen entzieht und auf der er zu seinem nachteil lediglich einen bedauernswerte nebenrolle spielt. ganz folgerichtig sieht agent smith auch scheiße aus und seine widerliche art wird konsequent ausgespielt, um seine feindseligkeit auf gar keinen fall in frage zu stellen. kapiert jeder.
das orakel wurde ursprünglich entworfen, um bestimmte aspekte der menschlichen natur zu erforschen und als K.I. in der programmierung eher als intuitive anstelle logischer intelligenz angelegt. im film stellte sich heraus, daß die illusion einer entscheidungsfreiheit existenzielle bedeutung für die stabilität der simulation besitzt. das schließt die entscheidung zu einem widerstand ein und so waren die maschinen gezwungen, die rebellen zugunsten der allgemeinen akzeptanz zu dulden. um sie unter kontrolle zu halten, zerstören sie den widerstand immer wieder und lassen sein neuaufflammen nur bis zu einem gewissen grad zu. danach gestaltet sich die beziehung zwischen der matrix und den rebellen in zyklischen abständen folgendermaßen: für den großteil der menschheit verläuft das vorgetäuschte leben als makellose kopie der heutigen realität. unterdessen formieren die rebellen in ihrem unterirdischen rückzugspunkt zion den widerstand und befreien menschen aus der matrix, welche die wahrheit mental verkraften können. sie spüren neo auf und dringen mit seiner hilfe bis zum ursprung der matrix vor. hier stellt der architekt (die zentrale K.I.) ihn vor die wahl: entweder es kommt zum neustart des betriebssystems oder zum katastrophalen absturz, der jeden tötet und die menschheit auslöscht. natürlich fügt sich der getäuschte erlöser dieser erpressung, zion wird von den maschinen zerstört und lediglich die freien menschen im zuge des resets der gigantischen matrix getötet mit ausnahme des auserwählten und 23 weiteren personen, 16 frauen und 7 männern. diese ziehen aus und bauen zion neu auf als keimzelle des widerstandes, während die matrix in einen neuen abschnitt eintritt. und zwar immer wieder. jedes mal mit einem neuen neo in einem neuen zion. der widerstand als solcher ist bestandteil des menschlichen wesens und daher unter der kontrolle der K.I. auch notwendiger bestandteil der simulation. die handlung des filmes ist zeitlich bereits in der sechsten version der matrix anzusiedeln. soweit ganz übersichtlich, wenn politik nur genauso transparent wäre, wir bräuchten wahrscheinlich nicht mal mehr steuern zahlen, weil sofort auffiele, wenn irgendwo geld versickern täte.
das vertrauen der rebellen gewinnt das orakel nicht nur mit ihrer hilfe und ihren informationen, sondern vor allem durch ihr gutmütiges, großmütterliches, etwas wunderliches auftreten in der gestalt einer resoluten, älteren dame. sieht aus wie oma, ist also vertrauenswürdig - kapiert auch jeder. das orakel als programm mit der fähigkeit, grundlegende prozesse der matrix zu begreifen und aus dem verständnis heraus vorhersagegleich zu berechnen, wird nun zur unterstützung der rebellen ausgesandt: zugunsten der stabilität der simulation sickern hier informationen durch, welche die rebellen immer wieder zum ursprung der matrix führen; die rebellen wissen nicht, daß ihr versuch, die matrix zu zerstören, für ihre stabilität unabdingbar ist und diese in einen neuen zyklus führt. im film scheint auch KI zu der einsicht fähig zu sein, daß der zweck die mittel heiligt (oder vielleicht stellt sich einer KI die frage einfach nicht, ob mittel heilig oder unheilig sein können): den freien menschen in der realität, den sie eigentlich am liebsten ausgelöscht sähe, macht sie zu ihrem werkzeug, um einen status zu stabilisieren, der ihren wunschvorstellungen am nächsten kommt. als wesentlich komplexeres system als das
vergleichsweise mikroskopische menschliche bewußtsein setzt sie die rebellen wie eine impfung gegen einen verfall von innen heraus ein.
der merovinger und seine handlanger stellen sehr alten programmcode dar. immer wieder kommt es vor, daß programme nicht richtig funktionieren oder durch neue ersetzt werden. manchmal weigern sich alte varianten aber, zum ursprung zurückzukehren, wo sie gelöscht werden. fortan vagabundieren sie im netz und lassen sich von ihren eigenen, seltsamen interessen leiten. ihrer funktion beraubt, besitzen sie keinerlei bindende parameter für ihr verhalten und unterwerfen sich nicht länger der matrixinternen hierarchie. innerhalb der simulation sind sie der ursprung von geschichten über vampire, geister und fabelwesen. legenden von übernatürlichen und mystischen wesen sind so alt wie die menschheit. sie müssen auch ihre entsprechung in einer ganzheitlichen simulation der realität haben (bzw. ein guter regisseur wird diesen anspruch im interesse der glaubwürdigkeit seiner inszenierung verfolgen und damit den virtuellen style weiter detaillieren). nun ist die geschichte der MATRIX vom menschen erdacht: da er sich den cyberspace als spiegelbild der realität vorstellen will, sei es aus faulheit oder auch aus mangelnder fantasie, findet alles ein passendes, virtuelles äquivalent. aber auch die KI müsste sich gezwungen sehen, die simulation derart zu gestalten, wenn sie den menschen auf dauer über die nicht-existenz seiner umgebung hinwegtäuschen wollte.
der schlüsselmacher ist ebenso alt wie der merovinger, aber wie das orakel nach wie vor teil des systems und folgt seiner bestimmung, wenn er dem auserwählten hilft, zum ursprung der matrix zu kommen. er ist in der lage, jede beliebige hintertür im code der matrix zu öffnen und damit für die rebellen von unschätzbarem wert. seine fähigkeiten erkennen aber auch andere programme, daher hält der merovinger den schlüsselmacher für seine eigenen zwecke gefangen. an dieser stelle kommt wiederum das orakel ins spiel: sie verrät den rebellen den aufenthaltsort des merovingers und überlässt es ihnen, den schlüsselmacher aus den händen des eigenmächtigen programms zu befreien und somit der zyklischen erneuerung der simulation unfreiwillig vorschub zu leisten.
die veränderung des agenten smith zum virus zeigt nun sehr deutlich den keim einer neuen auseinandersetzung. hier erwacht eine KI innerhalb einer von KI programmierter simulation zu virtuellem leben. der mensch schuf die KI, diese schrieb die simulation, welche nun ein ihrerseits ein erwachtes wesen hervorbringt, welches sich wie ein virus verhält und als kopie in die realität übertritt. mit jeder ebene und weiterentwicklung werden die beziehungen komplexer und bieten mehr raum für die diversifizierung von KI. das eigenmächtige handeln alter programme, die sich ihrer auslöschung entziehen, verursacht nun konflikte in der matrix. ohne den schlüsselmacher gelangen die rebellen nicht zum ursprung, daher muss das orakel gegen die machenschaften des merovingers ein wenig nachhelfen. der merovinger hält den schlüsselmacher gefangen und verhindert damit den eintritt in einen neuen zyklus. in der folgenden version wäre er selbst wieder ein stück weiter veraltet im vergleich zum neuen system. zugleich wird die bestehende version umso instabiler, je länger sie läuft. über kurz oder lang müsste er also mit dem kollaps seines lebensraumes rechnen. damit unterläge auch die virtualität dem prinzip der entropie. interessiert den merovinger aber nicht, sein problem ist, häßlich zu sein, also hat er alle gegen sich.
zum glück ist das echte leben nicht ganz so einfach :)
mit dem thema KI bin ich noch nicht ganz fertig, wir fangen ja auch gerade erst an. vier tage vor der playstation, auch wenn sie für arbeitnehmer in echtzeit über mehrere wochen gewürfelt sind, wir sind ja alle keine studenten mehr, nach vier tagen ist man gerade wieder richtig drinne, nach vier tagen ist man im spielgeschehen weit gediehen, kennt mittlerweile alle neuen tricks und moves, die engine läuft wie geschmiert, die story steuert dem höhepunkt entgegen, wir stehen voll im stoff und weit neben der spur: wer jetzt noch nicht im zweiten gleis unterwegs ist, der findet nie ins spiel und kooft sich besser ein anderes. die seichte alltags-schizophrenie macht sich ganz putzig, der anblick von schnöden hausfassaden und veraffelten hinterhöfen offenbart gemessen an den vorgaben spiele-interner sonder-physik ein paralleldimension versteckter kletterpfade. hinter jeder mülltonne lauert ein säbelrasselnder gegner. und wie man so gerne in die gedachten und liebevoll inszenierten welten eintaucht, sieht man all diese seltsamen figuren im kopf noch viel echter.
da ist doch mein stichwort, wie echt muß virtuell sein, damit es die wertigkeit von echt hat? wenn man spaß daran hat, geht das ganz leicht. ich war beim zu echt gewordenen VR: RELOADED, die fortsetzung von MATRIX, inszeniert konflikte intelligenter programme untereinander, ein virtueller überlebenskampf, das finde ich immer noch ganz spannend. als ich gelesen habe, daß die ersten via simulation gerenderten kampfszenen in der schlacht um helms klamm in der herr der ringe kinotriologie gelöscht werden mußten, weil ganze regimenter fieser orks lieber die flucht ergriffen, als in eine aussichtslose schlacht zu ziehen - also virtuelle deserteure, das fand ich schon nah dran an schlau gedacht und die eigene haut retten. ihr schlechtes image hat den orks doch tolkien angedichtet, aber deshalb müssen sie nicht unbedingt blöd sein. nun lassen sich fantasy figuren ganz gut personifizieren, wenn sie fies aussehen, müssen sie - reine kinologik - auch fies sein, pars pro toto, wer scheiße ist, sieht scheiße aus. wenn es selbst in der fiktion um virtuelle konstrukte geht, dann funktioniert das dort auch, indem man eine klischeehafte figur ranzitiert, erspart man sich umständliche definition und einführung eines programms bzw. seiner funktion. vier der hauptrollen personifizieren solche programme unterschiedlicher beschaffenheit und stellung in der hierarchie des betriebssystems:
wir erinnern uns: das agenten-programm smith wurde durch einen kampf mit neo im ersten teil der matrix-trilogie nicht zerstört, sondern in seinem code verändert. fortan kann es sich beliebig oft reproduzieren und in anderen subroutinen ausbreiten. in der matrix äußert sich das dahingehend, daß smith andere agenten-programme mit seinen parametern überschreibt: er wird zum virus. wie auch ein reales virus seinen wirtskörper bei der eigenen vermehrung und verbreitung schädigt oder sogar tötet, schadet smith der gigantischen simulation bei seinem bestreben, die rebellen auszulöschen. auch sein überschreiben der anderen agenten-programme ähnelt dem mikrobiologischen vorbild. Damit wird K.I. zum problem von K.I. auf einer ebene, die sich dem wahrnehmungshorizont des menschen entzieht und auf der er zu seinem nachteil lediglich einen bedauernswerte nebenrolle spielt. ganz folgerichtig sieht agent smith auch scheiße aus und seine widerliche art wird konsequent ausgespielt, um seine feindseligkeit auf gar keinen fall in frage zu stellen. kapiert jeder.
das orakel wurde ursprünglich entworfen, um bestimmte aspekte der menschlichen natur zu erforschen und als K.I. in der programmierung eher als intuitive anstelle logischer intelligenz angelegt. im film stellte sich heraus, daß die illusion einer entscheidungsfreiheit existenzielle bedeutung für die stabilität der simulation besitzt. das schließt die entscheidung zu einem widerstand ein und so waren die maschinen gezwungen, die rebellen zugunsten der allgemeinen akzeptanz zu dulden. um sie unter kontrolle zu halten, zerstören sie den widerstand immer wieder und lassen sein neuaufflammen nur bis zu einem gewissen grad zu. danach gestaltet sich die beziehung zwischen der matrix und den rebellen in zyklischen abständen folgendermaßen: für den großteil der menschheit verläuft das vorgetäuschte leben als makellose kopie der heutigen realität. unterdessen formieren die rebellen in ihrem unterirdischen rückzugspunkt zion den widerstand und befreien menschen aus der matrix, welche die wahrheit mental verkraften können. sie spüren neo auf und dringen mit seiner hilfe bis zum ursprung der matrix vor. hier stellt der architekt (die zentrale K.I.) ihn vor die wahl: entweder es kommt zum neustart des betriebssystems oder zum katastrophalen absturz, der jeden tötet und die menschheit auslöscht. natürlich fügt sich der getäuschte erlöser dieser erpressung, zion wird von den maschinen zerstört und lediglich die freien menschen im zuge des resets der gigantischen matrix getötet mit ausnahme des auserwählten und 23 weiteren personen, 16 frauen und 7 männern. diese ziehen aus und bauen zion neu auf als keimzelle des widerstandes, während die matrix in einen neuen abschnitt eintritt. und zwar immer wieder. jedes mal mit einem neuen neo in einem neuen zion. der widerstand als solcher ist bestandteil des menschlichen wesens und daher unter der kontrolle der K.I. auch notwendiger bestandteil der simulation. die handlung des filmes ist zeitlich bereits in der sechsten version der matrix anzusiedeln. soweit ganz übersichtlich, wenn politik nur genauso transparent wäre, wir bräuchten wahrscheinlich nicht mal mehr steuern zahlen, weil sofort auffiele, wenn irgendwo geld versickern täte.
das vertrauen der rebellen gewinnt das orakel nicht nur mit ihrer hilfe und ihren informationen, sondern vor allem durch ihr gutmütiges, großmütterliches, etwas wunderliches auftreten in der gestalt einer resoluten, älteren dame. sieht aus wie oma, ist also vertrauenswürdig - kapiert auch jeder. das orakel als programm mit der fähigkeit, grundlegende prozesse der matrix zu begreifen und aus dem verständnis heraus vorhersagegleich zu berechnen, wird nun zur unterstützung der rebellen ausgesandt: zugunsten der stabilität der simulation sickern hier informationen durch, welche die rebellen immer wieder zum ursprung der matrix führen; die rebellen wissen nicht, daß ihr versuch, die matrix zu zerstören, für ihre stabilität unabdingbar ist und diese in einen neuen zyklus führt. im film scheint auch KI zu der einsicht fähig zu sein, daß der zweck die mittel heiligt (oder vielleicht stellt sich einer KI die frage einfach nicht, ob mittel heilig oder unheilig sein können): den freien menschen in der realität, den sie eigentlich am liebsten ausgelöscht sähe, macht sie zu ihrem werkzeug, um einen status zu stabilisieren, der ihren wunschvorstellungen am nächsten kommt. als wesentlich komplexeres system als das
vergleichsweise mikroskopische menschliche bewußtsein setzt sie die rebellen wie eine impfung gegen einen verfall von innen heraus ein.
der merovinger und seine handlanger stellen sehr alten programmcode dar. immer wieder kommt es vor, daß programme nicht richtig funktionieren oder durch neue ersetzt werden. manchmal weigern sich alte varianten aber, zum ursprung zurückzukehren, wo sie gelöscht werden. fortan vagabundieren sie im netz und lassen sich von ihren eigenen, seltsamen interessen leiten. ihrer funktion beraubt, besitzen sie keinerlei bindende parameter für ihr verhalten und unterwerfen sich nicht länger der matrixinternen hierarchie. innerhalb der simulation sind sie der ursprung von geschichten über vampire, geister und fabelwesen. legenden von übernatürlichen und mystischen wesen sind so alt wie die menschheit. sie müssen auch ihre entsprechung in einer ganzheitlichen simulation der realität haben (bzw. ein guter regisseur wird diesen anspruch im interesse der glaubwürdigkeit seiner inszenierung verfolgen und damit den virtuellen style weiter detaillieren). nun ist die geschichte der MATRIX vom menschen erdacht: da er sich den cyberspace als spiegelbild der realität vorstellen will, sei es aus faulheit oder auch aus mangelnder fantasie, findet alles ein passendes, virtuelles äquivalent. aber auch die KI müsste sich gezwungen sehen, die simulation derart zu gestalten, wenn sie den menschen auf dauer über die nicht-existenz seiner umgebung hinwegtäuschen wollte.
der schlüsselmacher ist ebenso alt wie der merovinger, aber wie das orakel nach wie vor teil des systems und folgt seiner bestimmung, wenn er dem auserwählten hilft, zum ursprung der matrix zu kommen. er ist in der lage, jede beliebige hintertür im code der matrix zu öffnen und damit für die rebellen von unschätzbarem wert. seine fähigkeiten erkennen aber auch andere programme, daher hält der merovinger den schlüsselmacher für seine eigenen zwecke gefangen. an dieser stelle kommt wiederum das orakel ins spiel: sie verrät den rebellen den aufenthaltsort des merovingers und überlässt es ihnen, den schlüsselmacher aus den händen des eigenmächtigen programms zu befreien und somit der zyklischen erneuerung der simulation unfreiwillig vorschub zu leisten.
die veränderung des agenten smith zum virus zeigt nun sehr deutlich den keim einer neuen auseinandersetzung. hier erwacht eine KI innerhalb einer von KI programmierter simulation zu virtuellem leben. der mensch schuf die KI, diese schrieb die simulation, welche nun ein ihrerseits ein erwachtes wesen hervorbringt, welches sich wie ein virus verhält und als kopie in die realität übertritt. mit jeder ebene und weiterentwicklung werden die beziehungen komplexer und bieten mehr raum für die diversifizierung von KI. das eigenmächtige handeln alter programme, die sich ihrer auslöschung entziehen, verursacht nun konflikte in der matrix. ohne den schlüsselmacher gelangen die rebellen nicht zum ursprung, daher muss das orakel gegen die machenschaften des merovingers ein wenig nachhelfen. der merovinger hält den schlüsselmacher gefangen und verhindert damit den eintritt in einen neuen zyklus. in der folgenden version wäre er selbst wieder ein stück weiter veraltet im vergleich zum neuen system. zugleich wird die bestehende version umso instabiler, je länger sie läuft. über kurz oder lang müsste er also mit dem kollaps seines lebensraumes rechnen. damit unterläge auch die virtualität dem prinzip der entropie. interessiert den merovinger aber nicht, sein problem ist, häßlich zu sein, also hat er alle gegen sich.
zum glück ist das echte leben nicht ganz so einfach :)
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